Der Fuchs und der Tiger

Submitted by Aesop on Fri, 11/15/2019 - 19:26

Deine Geschwindigkeit und Stärke, sagte ein Fuchs zu dem Tiger, möchte ich mir wohl wünschen.

Und sonst hätte ich nichts, was dir anstünde? fragte der Tiger.

Ich wüßte nichts! – – Auch mein schönes Fell nicht? fuhr der Tiger fort. Es ist so vielfarbig als dein Gemüt, und das Äußere würde sich vortrefflich zu dem Innern schicken.

Eben darum, versetzte der Fuchs, danke ich recht sehr dafür. Ich muß das nicht scheinen, was ich bin. Aber wollten die Götter, daß ich meine Haare mit Federn vertauschen könnte!

Die Traube

Submitted by Aesop on Fri, 11/15/2019 - 18:38

Ich kenne einen Dichter, dem die schreiende Bewunderung seiner kleinen Nachahmer weit mehr geschadet hat als die neidische Verachtung seiner Kunstrichter.

Der Fuchs

Submitted by Aesop on Sat, 10/19/2019 - 21:08

Ein verfolgter Fuchs rettete sich auf eine Mauer. Um auf der anderen Seite gut herabzukommen, ergriff er einen nahen Dornenstrauch. Er ließ sich auch glücklich daran nieder, nur dass ihn die Dornen schmerzlich verwundeten. Elende Helfer, rief der Fuchs, die nicht helfen können, ohne zugleich zu schaden!

Das Schaf

Submitted by Aesop on Sat, 10/19/2019 - 20:56

Als Jupiter das Fest seiner Vermählung feierte und alle Tiere ihm Geschenke brachten, vermisste Juno das Schaf.

Wo bleibt das Schaf? fragte die Göttin. Warum versäumt das fromme Schaf, uns sein wohlmeinendes Geschenk zu bringen?

Und der Hund nahm das Wort und sprach: Zürne nicht, Göttin! Ich habe das Schaf noch heute gesehen; es war sehr betrübt und jammerte laut.

Und warum jammerte das Schaf? fragte die schon gerührte Göttin,

Der Löwe und der Hase

Submitted by Gotthold Ephra… on Wed, 01/16/2019 - 00:10

Ein Löwe würdigte einen drolligen Hasen seiner näheren Bekanntschaft. „Aber ist es denn wahr“, fragte ihn einst der Hase, „dass euch Löwen ein elender krähender Hahn so leicht verjagen kann?!“

„Allerdings ist es wahr“, antwortete der Löwe; „und es ist eine allgemeine Anmerkung, dass wir großen Tiere durchgängig eine gewisse kleine Schwachheit an uns haben. So wirft du, zum Beispiel, von dem Elefanten gehört haben, dass ihm das Grunzen eines Schweins Schauder und Entsetzen erwecket.“

Der Hamster und die Ameise

Submitted by Gotthold Ephra… on Wed, 01/16/2019 - 00:10

"Ihr armseligen Ameisen", sagte ein Hamster. "Lohnt sich die Mühe, dass ihr den ganzen Sommer arbeitet, um so Weniges einzusammeln? Wenn ihr meinen Vorrat sehen solltet!"  —— "Höre", antwortete eine Ameise, "wenn er größer ist, als du ihn brauchst, so ist es schon recht, dass die Menschen dir nachgraben, deine Scheuren ausleeren, und dich deinen räuberischen Geiz mit dem Leben büßen lassen!"

Die Erscheinung

Submitted by Gotthold Ephra… on Wed, 01/16/2019 - 00:08

In der einsamsten Tiefe jenes Waldes, wo ich schon manches redende Tier belauschte, lag ich an einem sanften Wasserfall und war bemüht, einem meiner Märchen den leichten poetischen Schmuck zu geben , in welchem am liebsten zu erscheinen, la Fontaine die Fabel fast verwöhnt hat. Ich sann, ich wählte, ich verwarf, die Stirne glühte. Umsonst, es kam nichts auf das Blatt. Voll Unwillen sprang ich auf; aber sieh! —auf einmal stand sie selbst, die fabelnde Muse, vor mir.